Darf Kreuzigen Spaß machen?

“Diesmal zieh ich dem Jesus die Beine rechtzeitig weg!”, beteuert ein Jünger-Darsteller während der Vorbesprechung zum nächsten Probendurchlauf der Kreuzigung.

Während manch einer strickt oder Fußball spielt, stellen wir den Tod während einer grausamen Foltermethode dar. “Wir haben schon ein kurioses Hobby”, murmelt Maria Hummel, die Regisseurin und Spielleiterin der Passionsspiele Salmünster, während sie dabei zusieht, wie fünf Menschen das Kreuz - inklusive Jesusdarsteller - hochziehen und in seiner Verankerung in der Bühne einrasten lassen. Bei so einer Kreuzigung hallt auch schon mal ein Lachen durch die Kirche, weil ein Seil sich am Kreuz so verheddert hat, dass es sich nicht mehr lösen lässt.

Die Passion ist für uns viel mehr als der Tod eines Menschen am Kreuz. Der Weg dorthin ist mindestens ebenso wichtig. Alles, was gesagt und erlebt wird, gehört dazu. Und das gilt sowohl für das Spiel auf der Bühne, wie auch unser Gemeinschaftserlebnis drumherum. Und daher wird auch mal (manchmal auch wegen Übermüdung oder weil die Alternative hemmungsloses Schluchzen wäre) gelacht.

Das dürfen Sie nicht falsch verstehen. Die Kreuzigungsszene ist ein Akt höchster Konzentration und Koordination. Die Abläufe müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein, jeder muss den Blick des anderen deuten können. Schließlich wollen wir diese Szene nicht nur mit der angemessenen Würde und Ernsthaftigkeit darstellen, sondern auch unseren Jesus möglichst heil rauf- und wieder runterbefördern.

Dennoch sind wir eine Gruppe, die sehr (sehr, sehr) viel Zeit an den Wochenenden und auch unter der Woche für ihr Hobby, das anderen sicher merkwürdig vorkommt, in der Kirche opfert. Das würden wir alle nicht machen, wenn uns dieses Projekt, in dem wir bereits seit einem halben Jahr stecken, nicht unglaublich am Herzen liegen würde.

Also, um die Frage zu beantworten: Ja, wir finden, dass eine - gespielte - Kreuzigung Spaß machen darf.